Am 4. und 5. November 2006 , fand im Neanderthal-Museum, 40822 Mettmann die diesjährige Mitglieder-Jahreshaupt- Versammlung statt. In seinem Grußwort wünscht Herr Otto Kahm, Geschäftsführer des Naturschutzvereins Neandertal e.V. und stellvertretender Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Auerochsenzucht (VFA) e.V. den Teilnehmern der Tagung einen guten Verlauf und erinnert an die langjährige Tradition der Auerochsenzucht im Neandertal, die bis in die Anfänge der 50-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückreicht.
Im Jahre 1997 haben einige Pioniere der Auerochsenzucht am gleichen Ort den Verein zur Förderung der Auerochsenzucht (VFA) e.V. gegründet, der nächstes Jahr sein 10-jähriges Bestehen feiert. Der Vorsitzende bedankt sich für die Grußworte, begrüßt die Teilnehmer und stellt die Beschlussfähigkeit fest.
In seinem Bericht über das abgelaufene Geschäftsjahr erläutert der Vorsitzende anhand von Statistiken die Entwicklung des VFA in den vergangenen 9 Jahren seit Gründung des Vereins. Grundlage der Bestandsaufnahme ist die Satzung des VFA, § 2: Zweck und Ziel des Vereins. Während 13 Züchter und 8 Fördermitglieder 1997 den Verein gründeten, zählt der VFA heute 57 Züchter und 24 Förderer zu seinen Mitgliedern. Die positive Entwicklung – insbesondere in den vergangenen 3 Jahren – ist nicht zuletzt auf eine Vereinfachung der Beitragsstruktur und die Einrichtung der eigenen Internetseite zurückzuführen. Der Vorsitzende weist darauf hin, dass die Erfassung der Zuchtstandorte und der dort gehaltenen Auerochsen im Zuchtbuch als Priorität Nr. 1 angesehen wird und bislang schätzungsweise weniger als die Hälfte der Haltungen in der BRD erfasst werden konnten. Weitere Zugänge, seit der Tagung im November, lässt eine weiterhin positive Entwicklung der Mitgliederzahl erkennen.
Um zumindest die Bestände der Mitglieder vollständig im Zuchtbuch erfassen zu können, ist es vorrangig erforderlich, dass alle Züchter-Mitglieder jährlich eine Tiermeldung mit Zugang und Abgang abgeben. Es ist deshalb dringend erforderlich, dass die Abgabe der jährlichen Bestandsmeldung für jedes ordentliche Mitglied zur Pflicht gemacht und dies in der Satzung verankert wird. Im Hinblick auf die Aktivitäten des Vereins zur Erleichterung der Kennzeichnung und Blutentnahme informiert der Vorsitzende die Teilnehmer über seine Kontakte zum BMVEL (Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft), sowie die zuständigen Ministerien der Länder und über das IDEA-Projekt.
Zur Sicherstellung der Abstammungsnachweise, hat der VFA im Jahr 2004 eine eigene Zuchtsoftware eingeführt, die allen Mitgliedern kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Dort wird – neben Register und div. Listen – auch eine Ahnendatei, sowie für jedes Tier ein bebildeter Abstammungsnachweis (soweit Bilder zur Verfügung gestellt werden) geführt. Den Zuchtstandard für Auerochsen hat der VFA als Anlage zur Satzung festgelegt, dieser kann jederzeit aktualisiert und ergänzt werden. In seiner Satzung hat der Verein die wissenschaftliche Arbeit hinsichtlich Variabilität des Phänotyps, der Anpassungsfähigkeit, der Verhaltensmuster mit aufgenommen. Der Vorsitzende stellt diese Arbeit für die Zukunft als vorrangig heraus und sieht dies als Aufgabe des zukünftigen, wissenschaftlich ausgerichteten Beirats an. Dies bezieht sich auch auf die Frage von DNA-Untersuchungen am vor- und nacheiszeitlichen Auerochsen im Vergleich zum „rückgezüchteten Auerochsen“.
Die in der Satzung vorgesehene Infrastruktur hat der VFA durch die eigene Internetseite http://www.auerochsen.de im Jahre 2004 realisiert. Dies ist auch die Basis für die zukünftigen Kontakte zu anderen Vereinen und Verbänden, wie LHF (Large Herbivore Foundation, Niederlande, einer Stiftung des WWF), SIERDA (Syndicat International pour l´Elevage la Reconnais- sance et le Développement de l´Aurochs- reconstitué, Frankreich) und andere. Gemäß Beschluss des Vorstandes im vergangenen Jahr wurde von dem Fördermitglied Daniel Kufner im Auftrag des VFA ein neuer Faltprospekt (Flyer) zur Mitgliederwerbung entwickelt und in Form eines vorweggenommenen Digitaldruckes an die Mitglieder verteilt. Der Flyer wurde von den Mitgliedern sehr positiv aufgenommen und vom Vorstand zwischenzeitlich zum Druck freigegeben.
Das Beiratsmitglied Gregor Frisch führt im Rahmen eines Diavortrages die Entwicklung der Mitgliedsbeitritte, bzw. Zuchtstandorte, Geburtenzahlen der Tiere, Zuchtbuchentwicklung der gemeldeten Tiere, Statistik der Tiermeldungen, die Entwicklung der Internetseite, mit Zugriffsstatistik, die Platzierung bei den div. Suchmaschinen, Zugriffszahlen, Zugriffsländer, reservierte Internetadressen des VFA (URL´s) und das, für das kommende Jahr avisierte Update der Ursoft, mit verbesserten und neuen Funktionen vor. Wichtigste Neuerung ist ein Online-Datenabgleich von der Ursoft zu HI-Tier über einen Tastenklick. Damit entfällt die doppelte Registrierung der Wildrinder, einerseits in der Zuchtsoftware des VFA und andererseits unter der gesetzlich vorgeschriebenen HI-Tier-Datenbank.
Zum Abschluss des Geschäftsberichtes wurde ein Kurzfilm über den VFA gezeigt, wie dieser bei dem Network-Meeting 2006 des LHF (siehe http://www.largeherbivore.org/) im Oktober in Leuven, Belgien zur Vorstellung des VFA vorgeführt wurde. Der Film enthält u.a. die Auerochsenprojekte des Nationalparks Bayerischer Wald und das Landschaftspflegeprojekt LASALA in Spanien.
Der Schatzmeister berichtet über die Finanzlage und den Kassenstand des Vereins, der von den beiden gewählten Kassenprüferinnen für in Ordnung befunden wird. Auf Bitte des Vorsitzenden wird der Vorstand von der Mitgliederversammlung – bei Enthaltung der Vorstandsmitglieder – einstimmig entlastet. Der Vorsitzende bedankt sich im Namen des Gesamtvorstandes für das entgegengebrachte Vertrauen. Satzungsgemäß ist der Vorstand und der Beirat für den Zeitraum 2006 bis 2009 neu zu wählen. Der stellv. Vorsitzende, Herr Otto Kahm erklärt sich bereit, die Wahlleitung zu übernehmen. Nach jeweiliger Befragung der Mitglieder über personelle Vorschläge und der Erklärung der vorgeschlagenen Mitglieder, dass sie die entsprechende Aufgabe im Falle einer Wahl annehmen werden, wurde der gesamte bisherige Vorstand, wie auch die Beiratsmitglieder und Landesvertreter bei jeweiliger Enthaltung der betroffenen Personen einstimmig wieder gewählt. Soweit noch nicht besetzt wurden neue Kandidaten vorgeschlagen und gewählt.
Der neue Vorstand setzt sich demnach wie folgt zusammen:
- Vorsitzender: Herr Walter Frisch, Starnberg
- Stellvertretender Vorsitzender: Herr Otto Kahm, Mettmann
- Schriftführer: Herr Joachim Röttcher, Braunschweig (neu im Vorstand)
- Schatzmeister: Herr Michael Reinsch, Friesenhagen
Als Kassenprüferinnen wurden wieder gewählt:
- Frau Gabriele Meiser, Mettmann
- Frau Dr. Anette Perrey, Oberhausen
Als Beiratsmitglieder wurden bestätigt bzw. neu gewählt:
- Frau Dr. Margret Bunzel-Drüke, Bad Sassendorf-Lohne
- Frau Dr. Waltraud Zimmermann, Köln
- Herr Gregor Frisch, München (wurde gleichzeitig als Zuchtbuchführer gewählt)
- Herr Martin Kockmeyer, Münster
- Herr Marion Stenske, Elsterheide-Bergen
Als Landesvertreter (BRD) wurden bestätigt bzw. neu gewählt:
- ABU Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz e.V. (Nordrhein-Westfalen)
- Frau Christiane Grosdanoff, Sophiendorf (Brandenburg, Berlin)
- Herr Dr. Carsten Böhm (Niedersachsen und Bremen) in Abwesenheit
- Herr Bernhard Geitel, Berglangenbach (Rheinland-Pfalz und Saarland)
- Herr Dr. Johannes Hintz, Truchtlaching (Bayern)
- Herr Dr. Helmut Langner, Seeth (Schleswig-Holstein und Hamburg)
- Herr Klaus Zimmerhäckel, Liebenau (Sachsen) in Abwesenheit
Als Ländervertreter wurden neu gewählt:
- Herr Marian Piper, Associació La Sala, Santa Barbara de Pruneres, (Spanien)
- Herr István Sándor, Nationalparkdirektor Hortobágy, (Ungarn)
Der Vorsitzende bedankt sich bei dem Wahlleiter und bei den Mitgliedern für die engagierte Wahlbeteiligung und bittet die Beiratsmitglieder sowie die Landes- bzw. Ländervertreter um ihre Bereitschaft, den Vorstand bei seiner Arbeit zukünftig durch eine aktive Mitarbeit und wissenschaftliche Ausrichtung zu unterstützen und dadurch die Entwicklung des Vereins verstärkt voran zu treiben.
Nach der Mittagspause und einer ausge- zeichneten Suppe, die vom VFA gespendet wurde, hatten die Teilnehmer Gelegenheit – bei einer äußerst interessanten Führung zu einem mächtigen Kalksteinbruch der Firma Rheinkalk GmbH und anschließend zu einem Renaturierungs- und Beweidungsprojekt mit einem späteren Einsatz von Auerochsen der Neandertaler Herde – für einen Ausgleich ihres Bewegungsdefizites zu sorgen. Der Firma Rheinkalk und den Initiatoren, Herrn Otto Kahm und Herrn Bernhard May, wie auch dem Naturschutzverein Neandertal e.V., der die Kosten für die Busfahrt übernommen hat, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
Im Anschluss an die Exkursion wurden durch den Vorstand folgende Satzungsänderungen vorgeschlagen und von den Mitgliedern einstimmig beschlossen (Erforderliche Beschlüsse zu Satzungsänderungen sind durch die Mitgliederversammlung mit einer 3/4 – Mehrheit der abgegebenen Stimmen zu fassen):
- § 2 (1) Ergänzung: „Die jährliche Tiermeldung ist Pflicht jedes ordentlichen Mitglieds (Züchter)“.
- § 4 (3) Ergänzung: „Der Austritt ist nur zum Ende des Kalenderjahres, erstmals zwei Jahre nach Eintritt möglich“.
- § 7 (1) 5. Streichung: „bis zu sechs Beisitzer / innen“.
- § 9 Streichung: „bis zu 6 Personen bestehenden Beirat wählen“. Ergänzung: „Zuchtbuchführer, Landesvertreter (BRD) und Ländervertreter (Europa) werden dem Beirat angegliedert“.
- § 10 (3) Ergänzung: „Die Einladung per E-Mail an die letzte vom Mitglied bekannt gegebene E-Mail-Adresse ist der schriftlichen Einladung per Post gleich zu setzen“.
Auf Antrag des Vorstandes wurde von der Mitgliederversammlung folgendes einstimmig beschlossen:
Mitglieder erhalten eine Vermittlungsprovision für geworbene Neumitglieder in Höhe eines Jahresbeitrages des geworbenen Mitglieds.
Frau Dr. Margret Bunzel-Drüke berichtet in einem sehr interessanten Diavortrag über die Entwicklung und den Stand der Kreuzungszucht. Die ABU hat anfangs der 90-er Jahre mit der Kreuzung von Heckrindern und Rindern der Rassen Sayaguesa, Lidia und Chianina begonnen und zwischenzeitlich respektable Erfolge erzielt. Nachzuchten befinden sich zwischenzeitlich auch bei anderen Züchter-Mitgliedern des VFA, sodass die Entwicklung und die Ergebnisse der Kreuzungszucht im Zuchtbuch des VFA und bei den Prämierungen verfolgt werden können.
Zur Vorbereitung der erstmaligen Prämierung von Zuchtbuch- Tieren war von dem Beiratsmitglied Gregor Frisch im Rahmen des Ursoft-Zuchtbuch-Programms eine eigene Prämierungssoftware integriert worden. Prämiert werden sollten durch die Mitglieder die besten mit Bild im Zuchtbuch registrierten Tiere. Um eine Abstimmung bei der Mitgliederversammlung durchführen zu können, war es erforderlich, dass im Gremium der fachkundigen Vorstands- und Beiratsmitglieder eine Vorauswahl getroffen wird. Dies erfolgte bei der Vorstandssitzung am 03.11.06. Unter den verbliebenen Auerochsen wurde von den Mitgliedern – unter Ausschluss des Rechtsweges – durch Mehrheitsabstimmung eine eindeutige Wahl getroffen (siehe „Prämierte Tiere 2006“ unter News) und anschließend der offizielle Teil der Mitgliederversammlung beendet.
Der Vorstand bedankte sich bei den Mitgliedern für die zahlreiche Teilnahme und der stellvertretende Vorsitzende schlug – in anbetracht der Tatsache, dass im kommenden Jahr das 10-jährige Jubiläum der Vereinsgründung ansteht – vor, sich schon jetzt Gedanken über den nächsten Tagungsort zu machen. Angedacht wurde Wolfsburg mit Besichtigung der Herde auf den Ilkerbruchwiesen von der Volkswagen AG, die von dem Neumitglied Uwe Bendlin betreut wird. Herr Joachim Röttcher, Projektleiter bei VW und neues Vorstandsmitglied avisierte die Möglichkeit, ein solches Treffen in Wolfsburg zu organisieren. Weitere Vorschläge über andere Tagungsorte sind dadurch jedoch nicht ausgeschlossen.
Im Rahmen eines gemütlichen Beisammenseins „Am Röttgen“, bei dem sich die Tagungsteilnehmer angeregt unterhielten und sich dabei näher kamen, hielt Frau Dr. Margret Bunzel-Drüke einen weiteren interessanten Vortrag über das Projekt „Wisente im Rothaargebirge“. Der Versuch, anschließend noch den mehrfach ausgezeichneten Film „Die Blumenwiese“ zu zeigen, scheiterte an der Technik. Interessierte finden hierüber Angaben und Sendetermine über http://www.nautilusfilm.com
Nach einem gemeinsamen kräftigen Frühstück am Sonntag morgen im Hotel „Am Röttgen“ haben die Tagungstgäste zunächst an einer Besichtigung des züchterisch bedeutsamen Wildgeheges Neandertal teilgenommen und dessen Zuchtergebnisse bewundert. Naturschutzverein und Zweckverband Neandertal zählen mit zu den Pioniere der Auerochsenzucht.
Die Exkursion wurde mit einem Informationsvortrag des Geschäftsführers des Zweckverbandes Neandertal e.V., Herrn Bernhard May, sowie der Leiterin des Naturschutzzentrums Bruchhausen bei Erkrath, Frau Karin Blomenkamp, die sich am Tage vorher als Fördermitglied angemeldet hatte, und anschließender Besichtigung der dort stationierten Auerochsenherde fortgesetzt. Die gelungene Tagung fand damit ihren Abschluss.