8. Mitgliederversammlung des VFA

Der Verein zur Förderung der Auerochsenzucht (VFA) e.V. – gegründet im Jahr 1997 – hat seine diesjährige Mitgliederversammlung am 2. und 3. Oktober 2004 in Fladungen / Hochrhön, im Ortsteil Heufurt abgehalten. Anlaß war das von der Familie Karlheiz und Carmen Kronester initiierte Projekt für eine großflächige und ganzjährige Beweidung der Hochrhön durch nach- oder rückgezüchtete Auerochsen, einer durch die Gebrüder Heck in den dreißiger Jahren durch Kreuzung verschiedener und vom Auerochsen bzw. Urrind abstammenden Rindern entstandene Rasse, auch Heckrinder genannt.

Herr Bürgermeister Robert Müller begrüßte zur Eröffnung der Tagung die Mitglieder und Gäste des VFA und erinnerte in diesem Zusammenhang an ein für Fladungen bedeutsames Ereignis. Im Juli dieses Jahres hatte der Bayerische Staatsminister Eberhard Sinner und der Bundestagsabgeordnete Eduard Lintner – u.a. im Beisein von Landrat Thomas Habermann, Jörg Steinhoff von der Regierung von Unterfranken, Landwirtschaftsdirektor Johann Giglhuber, Bürgermeister Robert Müller, sowie dem geschäftsführenden Vorstand des VFA, Herrn Walter Frisch – die Patenschaft für die beiden in diesem Jahr nach dem ersten Winter geborenen Kälber Achilles und Zeus übernommen. Das Pilotprojekt gewinnt zunehmend an Bedeutung, verfügt doch der Landkreis Rhön-Grabfeld auf der Hohen Rhön über 800 Hektar Land, für die seitens der Politiker die Rahmenbedingungen für eine kostengünstige Landschaftspflege mit der großflächigen Beweidung im Biosphärenreservat Röhn geschaffen werden.

Nach Abwicklung der üblichen Formalitäten und Feststellung der Beschlußfähigkeit berichtete der geschäftsführende Vorstand des VFA am Samstag den 2. Oktober 2004 über das abgelaufene Geschäftsjahr und in diesem Zusammenhang über die Tagung mit Tier- und Naturschützern am 28. Februar 2004 in Lohne, sowie über die Vorstands- und Beiratssitzung am 13. März 2004 in Lingenfeld. Die gefaßten und zwischenzeitlich umgesetzten Beschlüsse, wie Einrichtung einer eigenen Internetseite des VFA und der Erstellung einer eigenen Zuchtsoftware sind dabei – neben den nachfolgenden geplanten Aktivitäten – in den Vordergrund getreten:

– Weiterentwicklung sowie Pflege von Zuchtbuch, Internetseite und Ursoft
– Veranstaltung eines Seminars zur Arbeit mit der <Ursoft>
– Durchführung von Sachkundeseminaren für die Haltung von Auerochsen
– Wirkungsbereich des VFA in Deutschland und deutschsprachigen Ländern
– Wahl von Landes- und Ländervertretern
– Einrichtung einer Verkaufsbörse im Internet
– Selbstdarstellung der Mitgliedsbetriebe im Internet u.a.

Der Nachmittag des 2. Oktober war ausgefüllt mit Kurzreferaten über folgende Themen:

– Standortbericht über das Auerochsen-Projekt Hortopágy in Ungarn
– Entwicklung bei Kreuzungsversuchen mit anderen Rassen
– Bericht über eine Wanderausstellung
– Leitlinien für den Umgang mit der Paratuberkulose
– Einführung in das <Ursoft> Zuchtprogramm
– Einführender Bericht über das Landschaftspflegeprojekt der Familie Kronester
– Kurzinformation über die für den 3. Oktober vorgesehene Exkursion in Thüringen.

Nach einer Kaffeepause führten Frau Carmen und Herr Karlheinz Kronester die Tagungsgäste zu dem Landschaftspflegeprojekt in der Hochröhn. Der informative Tag endete mit einem gemeinsamen gemütlichen Abendessen.

Für Sonntag den 3. Oktober hatten Herr Heinz Bley von der Agrar GmbH Crawinkel zu einer Exkursion an den Rand des Thüringer Waldes eingeladen. Die Agrar GmbH Crawinkel hat ihren 2000 ha großen Betrieb auf eine ganzjährige, extensive Freilandhaltung von Rindern und Pferden auf großen Standweiden mit Besatzdichten von 0,3 bis 0,5 GV / ha umgestellt und hält dort u.a. auch Auerochsen. Im Anschluß erfolgte eine Besichtigung des Mitgliedsbetriebes ABAG Amber-Bäuerliche Aktiengesellschaft in Ohrdruf, einem der Nachbarbetriebe der Agrar GmbH Crawinkel, der über eine Fläche von über 2.000 ha verfügt und auf einer Teilfläche ebenfalls Auerochsen hält.

Durch seine Präsenz will der Verein zur Förderung der Auerochsenzucht (VFA) e.V. die Bedeutung derartiger Projekte unterstreichen und in diesem Zusammenhang auf die besondere Eignung der nachgezüchteten Auerochsen für eine ganzjährige Beweidung, auch unter diesen besonderen und rauhen Klimaverhältnissen, wie sie die Hohe Rhön und der Thüringer Wald bietet, hinweisen.

Der VFA verfügt derzeit über 47 Züchter-Mitglieder, die Auerochsen zur Landschaftspflege halten, sowie 19 eingetragene Freunde und Förderer des Vereins. Die Ahnen der heute lebenden Auerochsen können mit der, den Züchtern zur Verfügung stehenden <Ursoft>, einer für den VFA entwickelten Zuchtsoftware, bis in das Jahr 1934 zurückverfolgt werden. Von den Mitgliedern des VFA werden viele erfolgreiche Projekte mit ganzjähriger, extensiver Beweidung und Landschaftspflege in Naturschutzgebieten zur Erhaltung und Entwicklung halboffener Landschaften auf Bergwiesen, Naß- und Feuchtwiesen, Hoch- und Niedermoorgebieten, Flußauen und sonst ausgewiesenen Schutzgebieten mit Erfolg und staatlicher Unterstützung betrieben.

Neben der Landschaftspflege verfolgt der VFA, durch die Weiterzucht und Einkreuzung geeigneter Rassen seitens seiner Mitglieder, ein dem 1627 ausgestorbenen Auerochsen in Aussehen und Verhalten möglichst nahekommendes Rind zu erzielen. Die bisherigen Erfolge in Bezug auf Widerstandskraft gegen Witterungseinflüsse und Krankheiten sind sehr ermutigend und finden immer mehr Freunde und Förderer. Handelt es sich doch um ein in unseren Breiten ursprünglich verbreitetes Tier, das auch heute wieder durch seine imposante Erscheinung die Herzen von Natur- und Tierfreunden höher schlagen läßt.